Betreiberin erhielt Kündigungsschreiben.
UPDATE: Das Bezirksamt verlängert den Vertrag des Café Simit Evi zunächst bis zum 30. Juni 2018. „Bis dahin wird ein unabhängiges Gutachten zur elektrotechnischen Installation inklusive Handlungsempfehlung und Kostenschätzung zur Aufrechterhaltung eines sicheren Betriebs erstellt“, twitterte dazu Bezirksstadtrat Carsten Spallek.
Der Aufschrei war groß, als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass das beliebte Kiez-Café „Simit Evi“ am Leopoldplatz vor dem Aus steht. Der Pachtvertrag zwischen Betreiberin Özlem Özmen-Eren und dem Bezirk sollte zum 31. März auslaufen, die Verlängerung drohte an der Baufälligkeit des bezirkseigenen Gebäudes zu scheitern.
Viel diskutiertes Thema
Das Thema wurde auch in den vergangenen Bezirksverordnetenversammlungen (BVV) immer wieder diskutiert. Vor wenigen Wochen hieß es dann, das türkische Café sei gerettet. Der zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) wolle den Mietvertrag um mindestens ein weiteres Jahr verlängern. Doch so einfach scheint es nicht zu sein. So wurde in der letzten BVV bekannt, dass die Özmen-Eren am 21. März ein Kündigungsschreiben erhalten hat, mit der Bitte schnell einen Termin zur Schlüsselübergabe zu vereinbaren. Für viele Bezirksverordnete eine Zumutung. Auch der stellvertretende BVV-Vorsteher Frank Bertermann (Die Grünen) zeigte sich überrascht von der plötzlichen Kündigung. „Ich habe den Eindruck, dass man sich nicht, wie versprochen, bemüht hat eine Lösung zu finden, sondern vielmehr keine Lösung zu finden. Innovative Politik sieht meiner Meinung nach anders aus.“
Umstrittene Sanierungsmaßnahmen
Das Bezirksamt gab zuvor an, einem Antrag vom Februar, der die Fortführung der Nutzung des Simit Evi fordert, Folge zu leisten und eine Instandsetzung des Gebäudes durch die Betreiberin zu ermöglichen. Probleme bereitet laut Spallek aber nach wie vor die Elektrik des Gebäudes vor dem Rathaus Wedding. Die ließ das Bezirksamt bereits vor einigen Monaten durch den TÜV prüfen. Ein weiterer Sachverständiger erklärte nach der Begutachtung, dass eine „gefahrlose Nutzung des Cafés hinsichtlich der Elektrik derzeit nicht gegeben“ sei. Nun soll erneut ein externer Gutachter das Gebäude und die Hausanschlüsse sowie die Starkstromanlage untersuchen. Begründet wurde bereits die erstmalige Kündigung mit den dringend notwendigen Sanierungsarbeiten in Höhe von rund 620.000 Euro. Diese Investition aber sei nicht wirtschaftlich, da sie in den kommenden Jahren nicht über die Mieteinnahmen reingeholt werden könnten. Spätestens 2026 soll ohnehin Schluss mit dem „Simit Evi“ sein. Dann soll es abgerissen und in den Erweiterungsbau der Schillerbibliothek integriert werden.
Ungewisse Zukunft
Bis dahin aber könnten Özmen-Eren und ihr Sesamkringel-Café weiter auf dem Rathausplatz bleiben. Die Betreiberin und ihre Unterstützer hoffen nun, dass dem Antrag vom Februar endlich Taten folgen und die Sanierung möglichst kostengünstig durchgeführt wird. Denn Özmen-Eren hat bereits zu Beginn ihres Pachtverhältnisses das Gebäude auf eigene Kosten saniert – und würde das auch in diesem Fall wieder selber übernehmen. Den entsprechenden Kostenvoranschlag hat sie bereits eingeholt. Statt 600.000 Euro kamen dabei aber nur 150.000 Euro heraus. Am 27. März will das Bezirksamt nochmals über die Zukunft des Cafés beraten.
Text: Katja Reichgardt, Bild: Bernd Friedel