Planspiele für bessere Lösungen am Mahlsdorfer Bahnhof gibt es schon seit Jahren.
Verkehrstechnisch gesehen ist es ein erbärmlicher Anblick, der sich den Mahlsdorfern schon seit vielen Jahren bietet: Alle 20 Minuten bimmeln tagsüber die Zwei-Waggon-Züge der Linie 62 und 63 ab Hultschiner Damm gen Ortszentrum Mahlsdorf. Den perfekten Umsteiger am S- und Regionalbahnhof Mahlsdorf bereits im Blick, zuckeln die Tram-Waggons zwischen sich stauenden Autokorsos kurz vor dem Ziel scharf links in die Treskowstraße, wo sie nach wenigen 100 Metern Fahrt im versteckt angelegten Wendekreis verschwinden. Aus demselben Versteck heraus taucht nur Sekunden später ein Zug, der die Fahrt für seine Tour in Richtung Köpenick aufnimmt. In diesem Wechselspiel der Straßenbahnen entlang des Hönower Straße ist ganz eng getaktet – nur ein Gleis für beide Fahrtrichtungen steht zur Verfügung – ein dichterer, als der bisherige 20-Minuten-Takt ist hier kaum denkbar.
Czajas Behauptung
„Ein Zehn-Minuten-Takt der Tram wäre aus Sicht der BVG heute schon möglich, wenn die im Bezirksparlament beschlossene Einrichtung einer Ausweichstelle auf Höhe des Teglitz-Parks durch den jetzigen Senat endlich gebaut und umgesetzt werden würde“, nennt der CDU-Abgeordnete Mario Czaja eine Lösungsvariante zu diesem Problem. Die Senatsverwaltung für Verkehr, Umwelt widerspricht dieser These deutlich: „Die Behauptung, dass ein stabiler 10-Minuten Takt bereits mit der vorhandenen Infrastruktur oder der Einrichtung einer weiteren Ausweichstelle umzusetzen wäre, ist nicht korrekt“, bezieht Senatssprecher Michael Tang Stellung zu Czajas Position. Diese Varianten seien bereits geprüft worden.
Brandenburger Lösung
Auch die oft zitierte Möglichkeit einer Umleitung des Auto-Verkehrs auf eine östlich gelegene Streckenführung sei kaum umsetzbar. „Eine solche Verkehrsführung über Brandenburger Gebiet kann die Verkehrsaufkommen entlang der Achse Hultschiner Damm – Hönower Straße nicht wesentlich mindern oder gar ersetzen“, so die Ansicht der Senatsverwaltung. Mehr als 80 Prozent des Verkehrsaufkommens entstünden auf dieser Strecke allein in den anliegenden Ortsteilen selbst.
Neue Wege
Nach Erkenntnis der Senatsverwaltung bliebe allein die Lösung mit dem Neubau einer Strecke für den Autoverkehr über die Straße „An der Schule“ parallel zur Hönower Straße. Damit würde die Hönower Straße selbst entlastet und ein Streckenausbau für die Tram an dieser Stelle bis vor den S-Bahnhof Mahlsdorf möglich. Zu dieser Verkehrsvariante hat das Bezirksamt bis zum heutigen Tag noch keine Zustimmung unterschrieben. Das Konzept mit dem Streckenausbau für den Individualverkehr, der auch entlang der neuen Oberschule und durch das Siedlungsgebiet führt, ist den Verantwortlichen ein besonderer Dorn im Auge. „Klar ist, dass wir zur Entlastung des Ortskerns Mahlsdorf eine zweite Querung oder eine zweite Durchführung benötigen“, erklärt Mario Czaja in seinem Internet-Blog: „Bislang sei man sich aber zumindest im Bezirk einig, dass diese Maßnahme nicht zur Belastung weiterer Wohngebiete führen darf“, so seine weitere Ausführung. Mit der Verkehrsführung über die Straße an der Schule, könnte aber eben dieser Konfliktfall eintreten.
Ungewisse Perspektive
Es bleibt also abzuwarten, wie sich Senatsverwaltung, Lokalpolitik, Verkehrsplaner und letztlich auch Anwohner auf eine Variante zur besseren Verkehrsführung in Mahlsdorf einigen werden. Selbst einen nur ungefähren Zeitrahmen zur Umsetzung irgendeiner der Maßnahmen scheint es im Moment noch nicht zu geben. Das bestätigte Senatssprecher Tang im Antwortschreiben auf die Anfrage des Berliner Abendblattes.
Text und Bild: Stefan Bartylla