Mitte nächsten Jahres könnten bis zu 60 kleine Unternehmen in die ehemalige Gaswerksiedlung einziehen.

Nur noch sieben der 104 Wohnungen an der Köpenicker Chaussee sind bewohnt. Alte Mietverträge mit Bestandsschutz machen das für die letzten Mieter möglich. Ansonsten wird Wohnnutzung auch in Zukunft untersagt bleiben – das Quartier mit der langen Zeile der roten Backsteinhäusern wurde im Jahr 2015 zum Gewerbegebiet umgewidmet. Nur als Büros, Werkstätten und Ateliers können die Räume in den Häusern genutzt werden, in denen die Arbeiter der früher hier betriebenen Kokerei gewohnt haben.

Fassade bleibt

Mit ihrer Gaswerksiedlung GmbH haben Georg Germer, Stephan Kunze und Peter Losen die Häuser ab sofort bis zum Jahr 2023 von der Vattenfall AG gepachtet. „Wir wollen hier ein Quartier für Kreativgewerbe und kleine Dienstleistungsunternehmen etablieren“, sagt Germer, der selbst nicht weit entfernt in Karlshorst wohnt. Die Sanierung der Häuser läuft bereits seit den Sommermonaten. „An den Fassaden wollen und dürfen wir nichts machen. Die wichtigen Arbeiten finden in den Innenbereichen statt“, erläutert Stephan Kunze. Dazu werden die Fenster saniert, Heizungen eingebaut, Elektro- und Wasserleitungen neu verlegt und Böden und Decken sogar ausgetauscht.

Individuell gestaltet

Georg Germer erklärt Statdträtin Monteiro (li.) Details der Umbaumaßnahmen

Ohne große Akquise läuft die Vermietung bereits ganz gut. Vier Einheiten waren vergeben, bevor die Angebote überhaupt veröffentlicht waren. Eine der allerersten Einheiten, wird derzeit zu einem Tonstudio für Rockbands umgebaut. Für den Proberaum der Schlagzeuger wurde eigens dazu sogar eine Zimmerdecke entfernt. „Bei Tonaufnahmen am Schlagzeug benötigt man einen Mindestabstand zu den Mikrophonen. Das war nur so umsetzbar“, erläutert Georg Germer. Unter anderem werden nun Musiker der berühmten Berliner Rockband „Beatsteaks“ das Studio ab dem Frühjahr 2018 nutzen.

Mit 7,50 Euro Kaltmiete werden moderate Vermietungspreise angepeilt. „Nicht weit von hier, zahlt man inzwischen schon ein Vielfaches“, weiß Kunze und ergänzt, „wir wollen aber nicht nur Künstler oder Atelierbetreiber für dieses Projekt gewinnen. Für Bürogemeinschaften aller Art, Physiotherapiepraxen oder Grafikbüros sind die Räume auch sehr gut geeignet.“ Insgesamt über 6.000 Quadratmeter Grundfläche kommen dazu demnächst ins Angebot. „Das Haus direkt an der Ecke Blockdammweg ist etwas exklusiver ausgestattet. Dort werden wir auch einen Treffpunkt mit Café einrichten“, stellt Kunsthistoriker Kunze in Aussicht.

Überhaupt möchte man das gesamte Objekt auch mit gemeinsamen Aktionen aufwerten. „Auf den Grünflächen hinter den Häusern werden wir uns dazu etwas einfallen lassen“, sagt Germer, der betont, dass die hier wohnenden Bestandsmieter keinerlei finanzielle Nachteile durch die bevorstehenden Umbaumaßnahmen zu befürchten haben. „Es gibt sogar einen Mieter, der seine Ofenheizung behalten wollte. Das haben wir so akzeptiert. Andere Mieter waren froh, mit dem Umbau auch eine Heizung installiert zu bekommen“, so Germer. Mehr zu den Plänen der Gaswerksiedlung findet sich im Internet auf der Projektwebsite.

Stefan BartyllaBilder: Dirk Mathesius, Stefan Bartylla