Senat prüft längeren Betrieb der Linie F11 auf der Spree.
Für Radfahrer und Fußgänger ist es der kürzeste Weg von der Wuhlheide nach Baumschulenweg: Wenn die BVG-Fähre der Linie F11 zwischen Wilhelmstrand und Baumschulenweg mit einer Handvoll Passagiere hin und her schippert, mutet es an wie ein Ausflug aus vergangenen Zeiten. Doch damit soll nach Plänen des Senats bis zum Jahresende Schluss sein. Nur wenige Meter spreeaufwärts wird die neue Zeit aus dem Boden gestampft, dort entsteht die Minna-Todenhagen-Brücke. Über die sollen künftig Busse der BVG rollen, auch ein Rad- und Fußweg wird gebaut.
Ein Lebensgefühl
Ob Treptow-Köpenick auch künftig eine Fähre von Oberschöneweide nach Baumschulenweg braucht, ist umstritten. Laut Senat zählt sie derzeit 1.100 Fahrgäste pro Woche. Doch vielen Menschen geht es nicht nur um ein schlichtes Verkehrsmittel, sondern um ein Lebensgefühl. Seit 1896 gibt es die Fährverbindung, es ist die älteste der Stadt. Rund 4.800 Menschen aus ganz Berlin setzten ihre Unterschrift unter ein Protestschreiben an den Senat. Am Montag übergab sie der Schöneweider Abgeordnete Lars Düsterhöft an Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne). „Ich bin optimistisch, dass der Fährbetrieb um ein Jahr verlängert, also parallel zum Busbetrieb fortgeführt wird“, sagt Düsterhöft. Kirchner habe zugesichert, diesen und einen anderen Vorschlag zu überprüfen. Letzterer sieht vor, die künftige Buslinie nicht direkt, sondern über die Nalepastraße, nach Oberschöneweide zu führen. „Damit wäre das Funkhaus, aber auch das Wohngebiet besser angebunden“, sagt der SPD-Politiker. Kirchner habe zugesichert, die Ideen bei einem Treffen mit BVG-Vorstandschefin Sigrid Nikutta noch in dieser Woche anzusprechen. Bislang lehne die BVG eine Verlängerung der Buslinie ab. Düsterhöft: „Beim Thema Fähre sollte man den touristischen Aspekt nicht unterschätzen, schließlich verläuft die Linie in der Nähe des Spreeparks, der derzeit umgestaltet wird. Dessen künftige Verkehrsanbindung ist noch völlig ungeklärt.“ Kirchner habe in diesem Zusammenhang die Möglichkeit genannt, die jetzige Fährverbindung in ein Wassertaxi-System zu integrieren, das von derzeitigen Anlegestellen bis zum Treptower Hafen reichen könnte. Entschieden ist aber noch nichts. Düsterhöft teilt nicht jede Kritik an den Plänen, die F11 einzustellen, kann den Unmut so vieler Menschen aber nachvollziehen. „Gewohnte Wege spielen für viele eine wichtige Rolle, das ist menschlich“, sagt er.
Nils Michaelis, Bilder: imago/Schöning