Sanierung: Die Orgel der Prenzelberger Corpus-Christi-Kirche wird bis 2018 aufwändig rekonstruiert – pünktlich zu Ostern des kommenden Jahres soll sie dann wieder erklingen.
„Unsere Orgel hat mit 4.823 Pfeifen elf mehr als die der Hamburger Elbphilharmonie“ – Daniel Westrich, Kirchenvorstands-Mitglied der katholischen Corpus-Christi-Kirche in der Conrad-Blenkle-Straße, ist stolz auf das 1925 geweihte, 70 Register umfassende Prachtstück deutscher Orgelbaukunst: „Sie ist schon über 90, doch hat immer noch einen perfekten Klang“, schwärmt er.
Allerdings seit einiger Zeit nicht mehr. Denn das Kunstwerk des bayerischen Orgelbauers Steinmeyer war arg zerschlissen und hatte mit den Jahren dann doch mehr als nur Patina angesetzt: Auf dem Holz blühte der Schimmel, die Ledertaschen knarzten, die Pfeifen – von nur wenigen Millimetern bis zu sechs Metern groß – waren verunreinigt, Schwellwerke, Spieltisch, die gesamte Elektrik, Klima- und Windanlage brauchten dringend Erneuerung, „Weihnachten 2015 war Schluss. Seitdem wird generalsaniert und rekonstruiert. Äußerlich wird“s moderner, aber die Originaltechnik im Innern bleibt erhalten“, sagt Westrich.
Die Experten des Münsteraner Orgelbauers Fleiter oHG kümmern sich um die Wiederherstellung der „Königin der Instrumente“. Alles in allem sind gut eine halbe Million Euro nötig. Viel Geld, das erst mal aufgebracht werden musste und weiter aufgebracht werden muss, bevor das ebenso aufwändige wie kostspielige Werk angepackt werden konnte. Der rührige Orgelförderverein setzt alle Hebel an, um Firmen, Stiftungen, Private zu gewinnen. Er legte „Pfeifen-Patenschaften“ zwischen 50 und 900 Euro auf; viel Prominenz aus Gesellschaft und Politik ist dabei – wie Wolfgang Thierse, langjähriger Bundestagspräsident und Schirmherr des Projekts. „Noch ist nicht alles beisammen, aber wir sind guten Mutes“, so Westrich. Seine Zuversicht wird auch genährt aus der Zusage des Bundes, demnächst mehr als 100.000 Euro in die Orgelrekonstruktion zu geben.
Ein Hauptsponsor, neben Bund und Landesdenkmalamt, ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), die als Begünstige der Lotterie Glücksspirale und dank privater Spenden allein in Berlin mehr als 170 Projekte fördert. „Aus diesen Mitteln haben wir in mehreren Tranchen mit insgesamt 76.000 Euro die Rekonstruktion der Corpus-Christi-Orgel unterstützt“, sagt Thomas Mertz, Sprecher der in Bonn ansässigen Stiftung. Die Orgel der Corpus-Christi-Kirche sei ein ideales Medium, um die Klanggestalt des 20. Jahrhunderts zu dokumentieren, so Mertz.
Das findet auch Jacinto Weizenmann.. Der weltoffene Pater will die klangliche Vielfalt der Orgel universell nutzen; sowohl für öffentliche Konzerte und die Gemeindeliturgie, als auch für die akademische Ausbildung. Besonders freut er sich, dass auch die Nachbarn im dicht besiedelten Kirchenumfeld das regelmäßige Orgelspiel mittragen. „Wenn alles gut läuft, kann unser Organist zu Ostern 2018 wieder in die Pedale treten“, hofft der Pfarradministrator.
Jürgen Zweigert, Bild: Corpus-Christi-Kirche Berlin