Spenden Der Obdachlosentreff in der Weitlingstrasse hat eine Wunschliste.
Es wird kalt und dunkel in den Straßen und auf den Plätzen von Berlin. Der Winter trifft wieder die Menschen am härtesten, die am wenigsten besitzen, keine feste Bleibe haben und nicht wissen, wo es eine Mahlzeit oder einen Schlafplatz für sie gibt. Ihr sehnlichster Wunsch dreht sich oft nur um einen wärmenden Mantel, ein Paar Socken, eine warme Dusche, einen Schlafsack, Handschuhe, eine Mütze oder einen Schal. Ein Anlaufpunkt für die dringlichsten Wünsche dieser Menschen sind die Obdachlosenstellen in der Stadt.
Alles da
Im Lichtenberger Tagestreff in der Weitlingstraße gibt es eine Wäschekammer, eine Küche, Duschen, Waschmaschinen und medizinische Hilfen für diese Menschen, die sonst fast gar nichts besitzen. „Bis zu einhundert Essen geben wir am Tag hier aus und unsere Ärzte im Haus erledigen bis zu 300 Behandlungen im Monat“, erläutert Natascha Jäger, die Leiterin des Tagestreffs gegenüber dem Lichtenberger Bahnhof. Zu zwei Drittel seien es Männer, die hierher kommen. Viele von ihnen seien Stammgäste und halten sich meist auch in den östlichen Bezirken auf. „Offiziell kursieren ja Zahlen von bis zu 20.000 obdachlosen Menschen, die es hier in Berlin gibt. Es gibt aber auch seriöse Schätzungen, die von mehr als 25.000 Obdachlosen in der Stadt ausgehen“, erklärt Kathrin Schwabow, Bereichsleiterin beim Humanistischen Verband Deutschland, der als Dachverband auch den Lichtenberger Tagestreff organisiert. „Der angespannte Wohnungsmarkt hat auch für den starken Anstieg dieser Zahlen gesorgt. Das bekommen wir hier ganz deutlich zu spüren“, erklärt Schwabow.
Auch Arbeitgeber
Die medizinische Abteilung ist die Besonderheit im Haus: Ein Zahnarzt, zwei ehrenamtlich tätige Allgemeinärzte plus medizinische Helfer gehören hier zum Team. Auch in der täglichen Versorgung gibt es eine Menge Hände. die von früh bis spät hier kräftig in der Küche, in der Kleiderkammer und bei den zahlreichen anderen Besorgungen im Haus mithelfen – einige arbeiten in Anstellung, andere als 1,50-Euro-Jobber und wiederum andere ganz und gar ehrenamtlich. „Die Arbeit hier macht Sinn. Viele sind deshalb besonders engagiert bei der Sache“, erläutert Natascha Jäger, die seit Mitte des Jahres den Tagestreff leitet. „Einen Arzt oder eine Ärztin suchen wir noch für die medizinische Versorgung. Und wenn wir noch einen Friseur finden könnten, der uns ehrenamtlich aushelfen kann, wäre das eine tolle Sache“, so die 41-jährige, die viele Jahre auch als Streetworkerin in Berlin tätig war. Im Moment drückt der Schuh eher finanziell und bei den Sachspenden. „Mit den kalten Temperaturen wird der Bedarf steigen. Medikamente, warme Garderobe und Hygieneartikel brauchen wir schon jetzt ganz dringend“, erläutert Natascha Jäger. Großspender wie die Apotheke im Bahnhof Lichtenberg, Oscar-Ziethen-Apotheke und Lebensmittelgroßmärkte in der Umgebung sind seit vielen Jahren die wichtigsten Helfer. „Um alle unsere Gäste zu versorgen, brauchen wir noch mehr Unterstützung“, erklärt Natascha Jäger und überreicht dem Berliner Abendblatt eine Liste mit den wichtigsten Dingen, die der Tagestreff zum bevorstehenden Winter gebrauchen kann.
Autor und Bild: Stefan Bartylla