Lückenschluss haberent Baugesellschaft errichtet in der Kopenhagener Straße 119 Wohnungen in sechs Häusern.

Der Bunker ist weg, aus der Baugrube wachsen langsam Wohnhäuser hervor. Die Kellergeschosse sind fast fertig. „Endlich tut sich hier was“, freut sich Ursula Schäfer, 84 Jahre, seit sechs Jahrzehnten in Pankow-Wilhelmsruh beheimatet. Auf dem Weg zum S-Bahnhof kommt sie häufig an der Kopenhagener Straße 93-103 vorbei. „Ein kreuzgefährlicher Abenteuerspielplatz für Kinder, die auf der Bunkerruine rumtobten“, sagt sie und wunderte sich, dass so viele Jahre nichts geschah. Zwar vermisst sie das Stück Natur und die Nachtigallen, die trotz des Straßenlärms in den Bäumen auf der Brache nisteten – „doch Wohnungen sind allemal besser“, findet sie.

Vergessener Ort

cr_lvs_pa_bunker2Der unterirdische Bunker – ein Relikt des Zweiten Weltkrieges, ursprünglich 18 mal 40 Meter groß, gebaut für die Bergmann-Borsig-Werker, die bei Fliegeralarm hierher flohen. Ganz Wilhelmsruh passte rein, sagt man. Nach dem Krieg wurde er gesprengt, die Ruinen blieben sich selbst überlassen. Ein vergessener Ort, wie viele andere im zerstörten Berlin. Die Natur holte sich das Gelände mit den bizarren Bunkertrümmern Stück für Stück zurück. Erst nach der Wende schauten potenzielle Investoren auf das mehr als 6.000 Quadratmeter große Grundstück in attraktiver Lage zwischen Reinickendorf und Pankow. Büros, Wohnungen, Supermarkt – Ideen gab`s reichlich. Allerdings schreckte die komplizierte Beräumung viele ab. Während Vattenfall das benachbarte, unter Denkmalschutz stehende Umspannwerk von 1924 in ein modernes Bürogebäude verwandelte, dauerte der Dornröschenschlaf nebenan weitere 25 Jahre an.

Beginn verzögert

Dann bekam 2015 die haberent Baugesellschaft mbH den Zuschlag für den Bau von 119 frei finanzierten Mietwohnungen in fünf- und sechsgeschossiger Bauweise. Der Abriss des Bunkers sei schwierig gewesen, sagt Architektin Femke Hägen, Geschäftsführerin der Firma. Stabiler, eisenbewehrter Beton, dicke Bodenplatten. Immer wieder brach Grundwasser durch und musste aufwändig abgepumpt werden. Das zog sich hin, verzögerte den Baubeginn bis in den Spätsommer hinein. Doch inzwischen wird gebaggert, dreht sich der Kran, werden die ersten Kellergeschosse montiert. „In den drei Häusern an der Straße sind größtenteils 1,5- und Zwei-Zimmerwohnungen; in den drei Gartenhäusern Wohnungen mit drei und vier Zimmern“, erläutert sie. Wichtig war ihr auch die Rücksichtnahme auf das benachbarte Baudenkmal. Deshalb wurden die Traufhöhe unterschritten und die moderne städtische Architektur der Wohnhäuser der historischen Industriearchitektur angepasst – „ohne sich anzubiedern“. Wieder wird eine Baulücke geschlossen, ein Stück Stadt repariert. Ende nächsten Jahres soll alles fertig sein.

Text und Bild: Jürgen Zweigert