Zeitenwende: Vor 25 Jahren musste das Denkmal des Sowjetführers weichen.

Mit knapper Mehrheit wurde es von der Friedrichshainer Bezirksverordnetenversammlung im Oktober 1991 beschlossen: Das Denkmal von Lenin auf dem Leninplatz muss weg. Der 19 Meter hohe Koloss aus rotem Granit und im April 1970 vom damaligen DDR-Staatschef Walter Ulbricht enthüllt, verschwand unter Protest der Ost-Berliner. Aus dem Leninplatz wurde am 13. März 1992 der Platz der Vereinten Nationen.

Im Sand verbuddelt

Das Berliner Kammergericht hatte kurz zuvor die Beschwerde zurückgewiesen, mit der die Angehörigen des Bildhauers Tomski einen Abriss verhindern wollten – es nützte nichts, am
8. November 1991 ging es los. Am 13. November wurde der 3,5 Tonnen schwere Kopf abgehoben, der Abriss des gesamten Denkmals dauerte bis Februar 1992. Heute steht an der Stelle ein Springbrunnen, entworfen von Adalbert Maria Klees, einem Mitarbeiter des Grünflächenamtes.

Die 129 Teile des Denkmals wurden in der Sandgrube bei Müggelheim vergraben – was in Zukunft mit ihnen geschehen soll, ist unklar. Bereits im Juli 2009 entstanden Pläne, den Kopf Lenins ausgraben zu lassen und ab 2016 zusammen mit anderen Denkmalen oder Skulpturen in einer Dauerausstellung auf der Zitadelle zu zeigen. Tatsächlich wurde der Kopf am 10. September 2015 geborgen und nach Spandau gebracht. Die anderen Körperteile des Kommunistenführers blieben unter der Erde.

Prominente Nachbarn

72.000 Euro verschlang die Bergung inklusive 12.000 Euro für den Umweltschutz. In der Nähe der Stelle, wo die Granitblöcke eingebuddelt waren, hatten sich nämlich mittlerweile geschützte Zauneidechsen angesiedelt, auf die Rücksicht bei der Ausgrabung genommen werden musste. „Es wurden sechs Tiere dort entdeckt, ein teurer Spaß“, sagte Bezirksstadtrat Gerhard Hanke seinerzeit. Die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“, die auch den Lenin-Kopf zeigt, wurde am 29. April 2016 in der Spandauer Zitadelle eröffnet. Der Kopf des Kommunisten-Führers wurde gereinigt und konserviert und dann auf einen Sockel gebettet. Er ist auferstanden aus dem Waldboden und weilt für immer in prominenter Nachbarschaft mit Denkmälern von 1871 bis 1989.

Anke Walter, Bild: BAB/Archiv