In Spandau steigen die Schülerzahlen in den nächsten Jahren rasant an.
Berlin wächst und damit wachsen auch die Schülerzahlen. Es wird eng an den Schulen. Eine Entwicklung, die in ihrer Dynamik den Senat überraschte: Bis 2025 werden rund 86.000 Schüler zusätzlich die Schulen bevölkern – gut ein Viertel mehr als heute; der Senat rechnete bislang mit knapp 40.000. Dieses Wachstum verlangt mehr als 70 Schulen. Doch Sanierung, gar Schulneubau sind in Berlin ein aufwändiges Unterfangen: Acht bis zehn Jahre vergehen von der Planung bis zur fertigen Schule. Der Senat kündigte nun an, diese Zeiträume zu halbieren. Eine neu eingerichtete „Taskforce Schulbau“ soll das gewährleisten und ressortübergreifend steuern. Darüber hinaus sollen Schulgebäude-Scans in allen Bezirken den tatsächlichen Sanierungsbedarf ermitteln. Bis 2019 fließen rund 1,4 Milliarden Euro in den Bau zusätzlicher Schulplätze, auch für den Bau mobiler Einrichtungen.
Spandau ist ganz besonders gefordert: Gegenüber dem laufenden steigt die Schülerzahl im nächsten Schuljahr um 9,5 Prozent – ein Spitzenplatz in Berlin. Akut werden 500 Schulplätze benötigt; bis 2023 wird mit rund 2.000 Schülern mehr gerechnet. Doch wie sich das tatsächlich entwickelt, wisse niemand in Berlin und Spandau genau, räumt Schulamtsleiter Gregor Kempert ein. „Wir sind ein stark wachsender Bezirk; die noch moderaten Mieten und die Lage ziehen viele Menschen an“, sagt er. Bisher sei man mit dem Zuwachs an den Schulen klar gekommen, doch der überraschende Zustrom geflüchteter Familien erschwere kurzfristige Lösungen. In den 80 Willkommensklassen lernen bis zu 1.200 Schüler. Gut die Hälfte von ihnen wohne inzwischen fest in Spandau; somit werden etwa 500 Kinder dauerhaft bleiben und hier ihren Bildungsweg absolvieren. „Wir haben darauf reagiert, aber natürlich erfordert dies zusätzliche Kapazitäten“, so Kempert.
Bisher steht ein Mobiler Ergänzungsbau (MEB) für rund 300 Schüler bereit; drei weitere werden in den nächsten beiden Jahren für je fast sechs Millionen Euro errichtet. An der Golz-/Ecke Mertensstraße ist im Rahmen des Senats-Sofortprogramms der Bau einer vierzügigen inklusiven Grundschule geplant. Der Senat investiert hier fast 27 Millionen Euro. „Reichen wird das alles nicht“, schränkt der Amtsleiter ein. Deshalb setzt er auf die Ankündigungen des Senats, Schulneubau und Sanierung zu forcieren. Das bauverzögernde Hickhack müsse aufhören und die Planungsverfahren endlich verschlankt werden. „Ob das mit der Taskforce gelingen wird, bleibt offen. Wir hoffen“, sagt er. Skeptisch sieht er den Abbau des Sanierungsstaus: Den 47 Spandauer Schulen stünden aus der Regelzuweisung des Senats dafür magere sechs Millionen Euro zur Verfügung – weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. „Hier muss nachgebessert werden“, fordert Kempert.
J. Zweigert /Bild: thinkstock.de, iStock, Wavebreakmedia I Hermera, Lorelyn Medina