Geschichte: Die „Initiative KZ Außenlager Lichterfelde“ plant eine App zur NS-Zeit im Bezirk.

Fast drei Jahre hielten die Nationalsozialisten im „KZ Außenlager Lichterfelde“ an der Wismarer Straße Menschen gefangen: Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen wurden von hier aus für Bauvorhaben der SS im Raum Berlin eingesetzt. Die „Initiative KZ Außenlager Lichterfelde“ (IKZ), die sich seit der Jahrtausendwende der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels lokaler Geschichte widmet, setzt nun auf neue Medien: Mit einer eigenen App sollen sich Interessierte künftig noch besser über den Nationalsozialismus im Bezirk informieren können.

Authentische Orte

„Die App soll den Nutzer mit seinem Smartphone zu Stätten des Nationalsozialismus in Steglitz-Zehlendorf führen. Ausschlaggebend dafür war der Wunsch, die Begegnung mit Texten, Bildern, Zeitzeugen am authentischen Ort möglich zu machen.“, erklärt IKZ-Vorsitzende Annette Pohlke. Unterstützt wird die Initiative dabei vom SPD-Politiker Rolf Wieland. Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses hat jüngst die Schirmherrschaft übernommen und werde „die Bemühungen des Vereins für die Zukunft“ begleiten, teilt seine Sprecherin mit. Die IKZ steht dabei tatsächlich vor einem Wendepunkt, der auch Hintergrund für die App-Pläne ist. Die bisherige Arbeit mit Zeitzeugen, die Schülern aus erster Hand von ihren Erlebnissen im „Dritten Reich“ berichten konnten, wird immer schwieriger. „Die wenigen Zeitzeugen, die noch am Leben sind, sind oft nicht mehr reisefähig. Das stellt an uns die Frage, wie wir die Erinnerung lebendig halten können“, sagt Annette Pohlke. In der App sollen deshalb auch zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen, die die Initiative in den letzten Jahren angesammelt hat, als Audio- oder Videodateien für eine breite Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Originaldokumente, Fotos und Hintergrundinformationen sollen das Angebot abrunden, doch zuvor gilt es noch manche Hürde zu überwinden.

Spenden erhofft

Zwar könne man bei „null anfangen“ und wolle die App schrittweise weiterentwickeln, erläutert Pohlke. Doch bei der Digitalisierung des vorhandenen Materials oder der Programmierung der App für gängige Smartphones benötige man professionelle Hilfe, die viel Geld kostet. Deshalb hofft die IKZ auf Spenden. „Vielleicht haben wir auch Glück und es findet sich eine Firma oder freie Programmierer, die uns dabei unterstützen“, sagt Pohlke. Lohnenswert dürfte eine solche Unterstützung aber nicht nur wegen der lebendig gehaltenen Erinnerung sein. Denn die App soll auch anderweitig spannende Einblicke in die nationalsozialistische Geschichte des Bezirks bieten.

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.ikz-lichterfelde.de

Philip Aubreville / Bilder: IKZ