Rosa (Ariane Ascaride) ist das Herz und die Seele ihrer Nachbarschaft. Bild: Filmkinotext
Rosa (Ariane Ascaride) ist das Herz und die Seele ihrer Nachbarschaft. Bild: Filmkinotext

NEU IM KINO In der Tragikomödie „Das Fest geht weiter!“ feiert Robert Guédiguian seine Heimatstadt Marseille und ihre Bewohner

Robert Guédiguian bleibt sich, seinem Ensemble und seiner Heimat treu. Fast alle Filme des 1953 geborenen Regisseurs spielen in seiner Geburtsstadt Marseille, und nicht nur seine Frau Ariane Ascaride und der wunderbare Jean-Pierre Darroussin tauchen in etlichen seiner Werke auf. Nun hat er erneut seinen beiden Schauspielern und Marseille ein filmisches Denkmal gesetzt. Und es tut in diesen Zeiten ungemein gut, mal einen optimistischen Blick auf unsere Welt zu bekommen.

Dabei ist der Auslöser dieser Geschichte eine Katastrophe: Am 5. November 2018 stürzten zwei baufällige Wohnhäuser an der Rue d’Aubagne in der Altstadt Marseilles ein, acht Personen kamen ums Leben. Menschen, die bei einem verantwortungsvollen Verhalten von Politik und Hausbesitzern noch leben würden.

Auch ein realistischer Mikrokosmos

Guédiguian nimmt diese reale Katastrophe zum Anlass, um in seinen Mikrokosmos einzuführen. In dessen Zentrum steht Rosa (Ariane Ascaride). Sie ist Krankenschwester, aber auch die Seele einer armenisch-stämmigen Familie mit zwei Söhnen und einem kommunistischen Bruder, die wir alle im Laufe des Films kennen und schätzen lernen.

Doch Rosa ist auch politisch aktiv und setzt sich dafür ein, dass sich die linken Gruppierungen der Stadt auf einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten einigen – nur dann haben sie eine Chance. Rosa hat also viel zu tun, und dann kommt auch noch die Liebe dazu, in Gestalt von Henri (Jean-Pierre Darroussin). Der ist der Vater von Rosas zukünftiger Schwiegertochter Alice (Lola Naymark) und Buchhändler im Ruhestand.

Hier wird ein liebenswertes Personen-Tableau vor uns ausgebreitet, Menschen, die fest in ihrer Heimatstadt verwurzelt sind, die sich nicht nur umeinander, sondern auch um ihre Nachbarn kümmern, sich sozial engagieren und für eine Verbesserung der Verhältnisse kämpfen.

Rassisten und Abzocker haben in diesem Weltbild keinen Platz. Dabei werden die Probleme der Protagonisten keineswegs verharmlost, da wird der unmögliche Wunsch nach einem eigenen Kind ebenso thematisiert wie menschenunwürdige Wohnverhältnisse. Und zur Erdung hilft immer wieder ein Blick aufs weite Mittelmeer.

Das Fest geht weiter! Fr 2023, 106 Min., R: Robert Guédiguian, D: Ariane Acaride, Lola Naymark, Jean-Pierre Darroussin u.a., Kinostart: 12.6.

Text: Martin Schwarz