Die Einreichungsphase der Aktion „Kunst für Alle“ von Berliner Rundfunk 91.4 und Berliner Abendblatt ist vorbei, am 12. und 13. Januar entscheidet die Jury über die 60 Kunstwerke, die ab Ende Januar vorgestellt werden. Jury-Mitglied Lisa Marei Schmidt spricht darüber, warum Kunst die Gesellschaft zusammenhält.
Frau Schmidt, Sie sind Teil der Jury von „Kunst für Alle“. Was reizt Sie an dieser Tätigkeit, an diesem Wettbewerb?
Kunst sollte für alle da sein. Kunst zu demokratisieren und Barrieren ab- statt aufzubauen ist mir persönlich und auch als Direktorin des Brücke-Museums sehr wichtig.
Ein Ziel dieser Aktion ist auch, Leser und Hörer mit Kunst und den Kunstschaffenden zusammenzubringen. Was halten Sie davon?
Ich empfinde es selbst als großes Glück mit Künstler*innen zusammen arbeiten zu dürfen. Jede Begegnung, die aus der Aktion heraus entsteht, ist eine tolle Möglichkeit für die Kunstschaffenden und ihr Publikum.
Gerade in Krisenzeiten scheint Bildende Kunst eine Art fünftes Rad am gesellschaftlichen Wagen zu sein. Teilen Sie diese Auffassung und was könnte dagegen getan werden?
Es stimmt, dass dieser Eindruck entstehen konnte, wenn wir an den Umgang mit Museen und anderen Kultureinrichtungen im ersten Coronajahr zurückdenken. Dennoch glaube ich an das genaue Gegenteil! Man sieht es gerade aktuell an den emotionalen Reaktionen auf die Aktionen der „Letzten Generation“: Kunst ist den Menschen nicht egal. Kunst hält die Gesellschaft zusammen.
Welche Bedeutung hat die Bildende Kunst in Krisenzeiten wie diesen?
Kunst reagiert auf gesellschaftliche und politische Ereignisse, kann uns unsere Standpunkte hinterfragen, überraschen und zum Nachdenken anregen, und sie kann auch Trost spenden. In schwierigen Zeiten wie diesen brauchen Menschen diese Kraft, und Schönes, an dem sie sich erfreuen können.
Kann eine Aktion wie „Kunst für Alle“ helfen, die Aufmerksamkeit auf die Künstler und ihr Schaffen zu lenken? Was hätten die Künstler davon?
Ich hoffe es. Auf einer individuellen Ebene bekommen Künstler*innen und ihre Werke Aufmerksamkeit und mehr Reichweite. Außerdem werden sie finanziell unterstützt. Gleichzeitig wird vielleicht auch Aufmerksamkeit auf die Lebensrealität von in Berlin lebenden Künstler*innen gelenkt. Denn es gibt nur einige wenige, bekannte Künstler*innen, die von ihrer Kunst gut leben können.
Es gibt aber auch etliche weitere, talentierte und absolut förderungswürdige Künstler*innen, die unter teils prekären Bedingungen leben und arbeiten müssen. Sie leiden unter der aktuellen Krise genau wie alle anderen. Auch darauf die Aufmerksamkeit zu lenken, fände ich wichtig.
Das Gespräch führte Ulf Teichert
Wir bedanken uns herzlich bei folgenden Unternehmen, die die Aktion „Kunst für Alle“ unterstützen: LOTTO Berlin, GASAG, GRG-Die Gebäudereiniger und die EGRO Mediengruppe.