Fahrer Matthias Spreemann belädt den Kältebus mit Schlafsäcken und bereitet den Einsatz des Fahrzeuges vor. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Fahrer Matthias Spreemann belädt den Kältebus mit Schlafsäcken und bereitet den Einsatz des Fahrzeuges vor. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Die Kältebusse der Berliner Stadtmission haben rund 15 Prozent mehr Obdachlose als noch im Jahr zuvor versorgt.

Die knapp 50 ehrenamtlichen Helfer hätten insgesamt 3.326 Menschen auf der Straße zum Beispiel mit Tee oder Schlafsäcken versorgt, wie die Organisation am Donnerstag zum Abschluss der Kältesaison bilanzierte.

Auswirkungen der Pandemie

Diese Entwicklung liege unter anderem noch an den Auswirkungen der Pandemie, sagte Ellen Eidt von der Stadtmission: Viele Obdachlose hätten zum Beispiel Angst, sich in vollen Notunterkünften mit dem Coronavirus anzustecken und auf einen Platz verzichtet oder sich einen anderen gesucht.

Von Anfang November bis Ende März waren die Kältebusse abends und nachts im Einsatz, um bedürftigen Menschen zu helfen oder sie in Notunterkünfte zu bringen. 114 der insgesamt 1.139 Notübernachtungsplätze waren in der vergangenen Woche noch frei, wie die Senatssozialverwaltung mitgeteilt hatte.

Kältesaison etwas ruhiger als in den Vorjahren

Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war mit einem Wärmebus im Stadtgebiet unterwegs. Laut DRK war die Kältesaison ersten Einschätzungen nach etwas ruhiger als in den Vorjahren. „Wir führen das unter anderem darauf zurück, dass der bisherige Winter eher keine strengen Frostperioden hatte.“

Insgesamt sei die Zahl der versorgten Obdachlosen im vergangenen Winter in etwa stabil geblieben. 2.699 verschiedene Menschen hätten sich von Anfang November bis Ende März einen der 210 Notübernachtungsplätze der Berliner Stadtmission gesucht. Man habe die Plätze in den Notunterkünften nicht reduzieren können, berichtete auch Ursula Schoen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg.

Mehr Wohnraum dringend benötigt

Die Pandemie und der Wohnungsmangel in Berlin seien eine der Ursachen, dass sich die Situation nicht gebessert habe. „Wir brauchen mehr Wohnraum und wir brauchen ihn schnell“, forderte Eidt.

Die ohnehin schon schwierige Suche nach einer Wohnung werde durch die ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zusätzlich verschärft: „Wir haben einen noch höheren Druck am unteren Ende der Gesellschaft“, sagte Eidt. Es gebe noch große Hürden bei der Umsetzung der Berliner Senatsstrategie, die Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden.

55.000 Menschen ohne Wohnung

Angaben der Kältehilfe zufolge leben mindestens 2.000 Obdachlose in Berlin, die Dunkelziffer sei wahrscheinlich deutlich höher. Knapp 55.000 Menschen hätten keine eigene Wohnung.

Quelle: dpa