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Demonstration vor der russischen Botschaft nahe dem Brandenburger Tor.

Der Ukraine-Krieg ist in vollem Gange. Gerade mal 1.000 Kilometer östlich von Berlin rollen Panzer, fallen Bomben und sterben Menschen. Wenngleich uns der Krieg nicht direkt erreicht hat, müssen wir Berliner uns jetzt damit auseinandersetzen, dass wir viele seiner Folgen ganz unmittelbar zu spüren bekommen werden.

„Der Angriff auf die Ukraine ist eine furchtbare Entwicklung, die weitreichende und gravierende Auswirkungen auf die Ukraine und den Frieden in Europa haben wird“, kommentierte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey die am Donnerstag gestartete russische Invasion.

Berliner müssen sich auf Folgen des Ukraine-Krieges einstellen

„Auch in Berlin müssen wir uns auf die Folgen einstellen. Menschen werden vor den kriegerischen Auseinandersetzungen fliehen und auch in Berlin ankommen“, so die SPD-Politikerin. Längst laufen Vorbereitungen zur Aufnahme von Flüchtlingen. Ein Zeichen der Solidarität hatte der Senat bereits am vergangenen Mittwochabend gesetzt: Das Brandenburger Tor leuchtet seitdem an den Abenden in den ukrainischen Nationalfarben.

Fokus: Energieversorgung

Jetzt müsse der Senat schauen, welche weiteren Konsequenzen der Konflikt für Berlin habe, etwa auch im Hinblick auf die Energieversorgung, so Giffey. 55 Prozent des Strom- und Gasverbrauchs in der Hauptstadt werden über Lieferungen aus Russland gedeckt. Ein Boykott beziehungsweise ein Lieferstopp für Gas hätte unmittelbare und unkalkulierbare Folgen für die Haushalte. Schließlich sind da noch viele Berliner, die sich Sorgen machen, dass mitten in Europa stabil geglaubte Grenzen mit Waffengewalt neu gezogen werden sollen.

Franziska Giffey
Franziska Giffey warnt vor den unmittelbaren Folgen des russisch-ukrainischen Krieges.                     Bild: Jörg Carstensen

Weitere Risiken durch Russland-Politik

Kann dieser Krieg auch zu uns kommen? So lautet die große Frage, die sich die Menschen derzeit stellen. „Ja“, meint Leserin Gudrun W. und führt in einer E-Mail an die Redaktion aus: „Wenn Putin zum Beispiel auch das polnisch-litauische Grenzgebiet, das derzeit einen Korridor zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Belarus bildet, für sich beanspruchen würde, hätte dies unweigerlich den Nato-Bündnisfall zur Folge.“  Die USA, Deutschland und andere Nato-Staaten stünden dann im direkten Konflikt mit Russland. Gefährliche Grenzverschiebung. Große Besorgnis löst auch die Möglichkeit einer vollständigen Besetzung der Ukraine durch russische Truppen aus. In diesem Fall würde Putins Armee direkt an der Grenze der Nato-Staaten Polen, Ungarn, Slowakei und Rumänien stehen. Angesichts der militärischen Entwicklung wird diese Möglichkeit leider immer wahrscheinlicher.

Sind unsere Sorgen begründet?

Sind all diese Szenarien nur Schwarzmalerei oder gibt es gute Gründe für derlei Sorgen? In Schweden bittet die Regierung bereits ganz offiziell ihre Bürger darum, die Nerven zu behalten und sich auf eine längere Krise vorzubereiten. „Mit solchen Einmärschen haben schon Weltkriege angefangen“, teilt Eva G. aus Kreuzberg auf Facebook mit und formuliert damit genau das, was viele Berliner Bürger fürchten.

Text und Bild: Stefan Bartylla