Beim Autoklau lag Berlin auch im vergangenen Jahr ganz vorn. 2.267 kaskoversicherte Pkw wurden hier gestohlen. Insgesamt ging die Zahl der Autodiebstähle allerdings zurück.
Zuerst die gute Nachricht: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Autodiebstähle in Berlin um fast 28 Prozent gesunken. Das berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Trauriger Spitzenwert
Und doch besteht kein Grund zur Entwarnung. In keiner anderen deutschen Stadt verschwinden so viele Autos in kriminellen Kanälen. Jeder fünfte Autodiebstahl fand 2020, bundesweit gesehen, in Berlin statt. Hier wurden mehr als doppelt so viele kaskoversicherte Autos gestohlen wie in Bayern und Baden-Württemberg zusammen.
Die Zahl der gestohlenen und kaskoversicherten Pkw beläuft sich auf fast 2.267 Fahrzeuge. Der wirtschaftliche Schaden beträgt fast 49 Millionen Euro. Im Durchschnitt zahlten die Versicherer für jeden Diebstahl in Berlin rund 21.600 Euro.
SUVs begehrt
Die Zahl der Diebstähle pro 1.000 kaskoversicherte Pkw lag in Berlin bei 2,3. Hamburg und München kamen auf 1,2 beziehungsweise 0,2. In welchen Stadtgebieten verschwanden die meisten Autos und welche Marken oder Typen waren besonders betroffen? Dazu macht der GDV auf Anfrage keine Angaben.
Bundesweit betrachtet standen SUVs besonders hoch im Kurs: Unter den zehn am häufigsten gestohlenen Modellreihen finden sich sieben Typen dieser Bauform, darunter jeweils zwei Modelle von Land Rover, BMW und Toyota. Im Herstellervergleich werden Land Rover am häufigsten gestohlen.
Gegen den Trend stieg die Zahl der Land-Rover-Diebstähle im vergangenen Jahr um ein Drittel auf 190 Stück. Damit kamen auf 1.000 kaskoversicherte Autos dieser Marke fast zwei Diebstähle.
In ganz Deutschland wurden im vergangenen Jahr 10.697 kaskoversicherte Pkw gestohlen und damit ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von knapp 214 Millionen Euro verursacht.
Deutlicher Rückgang
Die gemeldeten Diebstähle gingen bundesweit um 25 Prozent zurück. Allerdings stieg der Schaden für die Bestohlenen an. Erstmals mussten die Versicherer für einen entwendeten Wagen im Durchschnitt mehr als 20.000 Euro zahlen.
Den höchsten Wert aller Großstädte erreichte Düsseldorf mit 33.363 Euro. „Wenn das Auto gestohlen wird, reicht die normale Kfz-Haftpflicht nicht“, betont der GDV. Nur eine Teil- oder Vollkaskoversicherung biete Schutz.
Mehr Prävention
Anlässlich der Zahlen zum Autoklau erneuert die Berliner CDU-Fraktion ihre Forderung, an Kriminalitätshotspots wie dem Alexanderplatz eine Videoüberwachung zu installieren. Dabei könne es aber nicht bleiben.
„Das Landeskriminalamt muss personell und technisch besser ausgestattet werden, um wirksamer gegen die Organisierte Kriminalität vorgehen zu können, die für einen Großteil der Autodiebstähle verantwortlich ist“, sagt der scheidende innenpolitische Sprecher Burkard Dregger. Als Beispiel nennt er eine Software, um große Datenmengen schneller auswerten zu können. Vom neuen rot-grün-roten Senat sei in dieser Hinsicht wenig zu erwarten.
Darüber hinaus sei mehr Präventionsarbeit und Aufklärung für Fahrzeughalter gefragt, so der CDU-Politiker. Zudem müsse die Zentralstelle für Prävention der Berliner Polizei auch im Bereich von Onlineangeboten gestärkt werden.
„Wegfahrsperren sind sehr effektiv, doch eine Aufklärung dazu findet nicht statt“, so Dregger. Autobesitzern sei empfohlen, neben elektronischen auch mechanische Sicherungssysteme zu nutzen.
Eingeschränkter Schutz
Auch der ADAC rät Fahrzeughaltern, Vorsorge gegen Diebstahl zu treffen. „Das fängt bei dem Selbstverständlichen an“, so eine Sprecherin. Fenster, Türen, Kofferraum und Dach sollten immer geschlossen gehalten werden. Wenn möglich, sollte ein belebter Abstellort gewählt werden.
„Gleichzeitig sind die Fahrzeughersteller aufgefordert, serienmäßig zeitgemäßen Diebstahlschutz anzubieten.“ Insbesondere die schlüssellosen Öffnungssysteme hätten in der Vergangenheit keinen vollständigen Diebstahlschutz dargestellt.
„Da kein System allein wirksamen Schutz verspricht, sollten Verbraucher mehrere Anti-Diebstahlprodukte kombinieren und auch gewissenhaft aktivieren beziehungsweise pflegen“, erklärt eine ADAC-Sprecherin.
Wie können Fahrzeughalter sonst noch Autodiebe ausbremsen? Tipps gibt es hier:
https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/diebstahl/sicherheit-rund-ums-fahrzeug/
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/ausstattung-technik-zubehoer/assistenzsysteme/keyless/
Text: Nils Michaelis, Bild: Getty Images Plus/iStock/ Rattankun Thongbun