Vom 3. November an zeigt die Gemäldegalerie im Kulturforum die Sonderausstellung „Die Sammlung Solly 1821–2021. Vom Bilder-Chaos zur Gemäldegalerie.
Der Erwerb der Gemäldesammlung des englischen Kaufmanns Edward Solly bescherte Berlin im Jahr 1821 eine öffentliche Kunstsammlung von Weltrang.
Mit Meisterwerken von Raffael, Hans Holbein d. J. und Rembrandt bildet die Sammlung Solly bis heute den Grundstock der Berliner Gemäldegalerie.
Anlässlich des 200. Jubiläums würdigt die das gesamte Haus umspannende Sonderausstellung diesen mutigen, europaweit einmaligen Coup und stellt die Werke und Protagonisten dieses unschätzbaren Glücksfalls für die Berliner Museen vor.
Kaufmann Solly
Im frühen 19. Jahrhundert entstand in Berlin eine beispiellose Gemäldesammlung, die zur Grundlage der Galerie im 1830 eröffneten Königlichen Museum (dem heutigen Alten Museum) werden sollte.
Der aus England stammende und im Ostseeraum tätige Edward Solly (1776–1844) hatte
mit dem Handel von Getreide und Holz viel Geld verdient – und es in Bilder aller Art investiert.
Allein in den Jahren 1813 bis 1821 brachte er in seinem Haus in der Berliner Wilhelmstraße über 3000 Gemälde zusammen, vor allem aus Italien, Deutschland und den Niederlanden.
Überwältigender Eindruck
„Denken Sie sich eine Zusammenhäufung von circa 8-9 Tausend Bildern wovon höchstens 400 sage Vierhundert aufgestellt sind“, schrieb August von Goethe im Mai 1819 an seinen berühmten Vater in Weimar.
Tatsächlich waren es „nur“ 3012 Gemälde, doch einen überwältigenden Eindruck machte die Sammlung nicht nur auf den jungen Goethe.
Ihre Besonderheit lag nicht nur in der hohen Zahl von Werken: Viele der Bilder stammen von bis dahin kaum bekannten, heute aber hochgeschätzten Künstlern wie Giotto, Botticelli, Jan van Eyck oder Jan Gossart.
Unschätzbarer Glücksfall
Vor genau 200 Jahren, im Sommer 1821, wurde nach langen und spannungsreichen Verhandlungen die „Sollysche Sammlung“ für den preußischen Staat erworben.
Das erwies sich als ein unschätzbarer Glücksfall für die Berliner Museen und eine mutige kulturpolitische Investition.
Der Zeitpunkt zwischen Chaos und Neuordnung nach den napoleonischen Kriegen war
eine einmalige Gelegenheit.
Politischer Reformwille
Eine private Gemäldesammlung in so vielfältiger Art, enormer Dimension und in solcher Kürze zusammenzubringen, war bis dahin in Europa nicht geschehen.
Unternehmergeist und Kunstbegeisterung, politischer Reformwillen und staatliche Finanzierung, verbunden mit persönlichem Engagement führten zwischen 1815 und 1821
dazu, dass in Berlin ein Gemäldeschatz ungekannter Qualität entstand.
Aus diesem ging eine international bedeutende und impulsgebende öffentliche Gemäldesammlung hervorging.
Sammlung von Weltrang
Die Sammlung Solly brachte an die Spree, was bis dahin hier niemand gesehen hatte.
Ob alte Kirchenaltäre, faszinierende Porträts oder liebliche Landschaften – Berlin hatte seit dem Erwerb der Sammlung Solly eine enzyklopädische Gemäldesammlung von Weltrang.
Die Sonderausstellung wird den oft unterschätzten, weltoffenen und kunstbegeisterten Sammler Solly ebenso ehren wie die Gründer des Königlichen Museums.
Dazu zählen Karl Friedrich Schinkel, aber auch weniger bekannte Protagonisten der Berliner Klassik wie der Archäologen Aloys Hirt und der damaligen Kultusminister Karl von Stein zum Altenstein, die den Grundstein für diese einmalige öffentliche Kunstsammlung legten.
Ausgewählte Werke
Anhand rund 35 ausgewählter Werke präsentiert die Ausstellung die Vielschichtigkeit und Breite der Sammlung Solly.
Außerdem beleuchtet sie unter verschiedenen Aspekten den Wandel in der Wertschätzung einzelner Stücke.
Gezeigt werden Meisterwerke, Wiederentdeckungen und – wie es 1830 hieß – „historische Merkwürdigkeiten“.
Einige Leihgaben
Von einem Hauptsaal und einem Kabinett der Gemäldegalerie aus wird die Sonderausstellung das gesamte Haus umspannen.
In der Dauerausstellung werden Hinweise zu den bis heute zahlreichen Gemälden angebracht, die aus der Sammlung dieses frühen Förderers der Berliner Museen stammten – in fast jedem Saal der Galerie sind sie zu finden.
Leihgaben des Kupferstichkabinetts, der Staatsbibliothek und des Geheimen Staatsarchivs sowie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten runden die Präsentation ab.
Bebilderter Katalog
Ein Werk aus den Beständen des Museums für Byzantinische Kunst – „Maria mit Kind und siebzehn Szenen aus dem Leben von Jesus Christus“ (um 1320) von dem Meister der Dossali Veneziani – wurde eigens für die Ausstellung restauriert – dank der großzügigen Förderung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Zur Ausstellung erscheint im Deutschen Kunstverlag ein reich bebilderter
Katalog, der die Entstehung und die Ankaufsverhandlungen der Sammlung darlegt und die Erwerbung in ihren zeitgeschichtlichen Kontext stellt:
ISBN: 978-3-422-98663-3, 112 Seiten, 65 farbige Abbildungen,
Buchhandelspreis: 36 Euro.
Text: Redaktion, SMB, Bilder: imago/Jürgen Ritter, Staatliche Museen zu Berlin