Seit 14 Jahren ist das ehemalige Kino Sojus unweit des Helene-Weigel-Platzes geschlossen. Schon lange steht fest: es soll für einen Neubau abgerissen werden. Doch bis heute ist nichts passiert. Jetzt sollen alle Pläne noch einmal überdacht werden, schlägt die Grünen-Fraktion im Bezirk vor.
Bereits 2017 sollte es für einen Neubau abgerissen werden. Doch bis heute ist nichts passiert und auch eine Anfrage des Abgeordneten Stefan Ziller (B’90/ Die Grünen) im Berliner Abgeordnetenhaus hat erneut gezeigt, dass die Entwicklung ins Stocken geraten ist. Noch immer verfällt das Gebäude und dient bestenfalls einigen hundert Stadttauben als Nistplatz und Unterschlupf inmitten einer intakten Großsiedlung von riesigem Ausmaß.
Pläne können noch nicht präsentiert werden
Weder dem Bezirksamt noch dem Senat liegen laut Zillers Anfrage Informationen zum Abriss des Gebäudes vor. Grundsätzlich seien in diesem Bereich Bauvorhaben zulässig, die sich in Art, Größe und Bauweise in die Eigenart der näheren Umgebung einpassen, heißt es im Antwortschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Wohnnutzungen, aber nicht störende gewerbliche Nutzungen, soziale Nutzungen und öffentliche Verwaltung seien in einem entsprechenden Bau möglich. Grundsätzlich sei dem Senat aber bekannt, dass hier ein Lebensmittel-Vollsortimenter plus neun aufgestockter Obergeschosse mit Wohnungen sowie Parkdecks entstehen soll. Entwürfe und Visualisierungen dazu seien indes noch nicht veröffentlicht.
Bebauungsplanverfahren könnte Karten neu mischen
Die Marzahn-Hellersdorfer Grünen sehen derweil noch Handlungsspielraum für Gestaltungen am Ort. Insbesondere der städtebauliche Vertrag, der eine Nutzung der umliegenden Parkplatzflächen am Sojus vorsieht, könne noch einmal überdacht und neu diskutiert werden. Und hier scheint auch der Knackpunkt für alle Bauverzögerungen am Standort zu liegen. Kein Discounter würde an so einem Objekt einen langfristigen Mietvertrag unterschreiben, ohne eine Sicherheit zu haben, auch über genügend Parkplätze zu verfügen. Da das Land Berlin als Eigentümer der entsprechenden Flächen aber keine Verkäufe mehr tätigt, könnten die Parkplätz nur im Pachtverhältnis zur Verfügung gestellt werden. Dieses Risiko dürfte so manchen Discount-Anbieter abschrecken. Und wo kein Mieter gewonnen werden kann, stocken die Investitionen für das Gesamtprojekt.
„Wir wissen nicht, wie bindend dieser Vertag zwischen Eigentümer und Bezirk ist und ob man noch Einfluss darauf nehmen kann“, erläuterte Pascal Grothe, Sprecher des Kreisverbands in Marzahn-Hellersdorf im Gespräch mit dem Berliner Abendblatt. Wenn es den Spielraum gebe doch ein Bebauungsplanverfahren zu eröffnen, sei es wichtig, noch einmal darüber nachzudenken, ob Wohnungsbau, Nahversorgung und Parkplätze die allein sinnvollen Elemente für Neugestaltungen an diesem eh schon sehr dicht besiedeltem Ort seien. „Wir brauchen auch Infrastruktur mit sozialen Einrichtungen und mehr Raum für Kultur an einem Ort, wo so viele Menschen leben“, sagte Grothe. Die Erwartung sei groß, dass der Schandfleck der riesigen Ruine endlich beseitigt werde und etwas Neues entstehe. Das müsse allerdings mit Augenmaß geschehen und nicht an den Bedürfnissen der Anwohnenden vorbei.
„Die Gelegenheit sollte jetzt genutzt werden, um eine derartig intensive Bebauung zu überdenken“, so der Sprecher des Kreisverbands. Deshalb fordere seine Partei, dass zügig geprüft werde, inwiefern der städtebauliche Vertrag zwischen dem Bezirk und dem Projektentwickler ohne die geplanten Grundstücksübertragungen überhaupt bindend ist.
Datum 1. Mai 2021. Text: Stefan Bartylla, Bild: Imago/Jürgen Ritter