Abendblatt-Herausgeber Harald Wahls: „Kunst für Alle“ bereichert Berlin

Gemeinsam mit dem Berliner Rundfunk hat das Berliner Abendblatt die Aktion „Kunst für Alle“ ins Leben gerufen. Erdacht haben sich diese Aktion die Berliner Künstlerin Ila Wingen und Harald Wahls, Herausgeber des Berliner Abendblattes.

Berliner Abendblatt: Warum ist eine solche Kunstaktion ausgerechnet jetzt so wichtig?

Harald Wahls: In den Jahren der Corona-Krise mussten die Berliner und Berlinerinnen auf einen ausreichenden Zugang zu Kunst und Kultur verzichten. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Kunst und Kultur – und dies nicht nur in der Szene, sondern bei allen Menschen.

Außerdem verdienen gerade in schwierigen Zeiten die Berliner Künstlerinnen und Künstler unsere gesellschaftliche Unterstützung. Deshalb setzen sich das Berliner Abendblatt und der Berliner Rundfunk gemeinsam mit dem Berliner Senat im Interesse aller Bürger für den Erhalt kreativer, künstlerischer Arbeit ein.

Berliner Abendblatt: Was soll „Kunst für Alle“ bei den Berlinern bewirken?

Harald Wahls: Unser Projektansatz knüpft historisch an kulturpolitische Vorstellungen an, die in der gesellschaftlichen Aufbruchphase der 1970er-Jahre unter anderem vom damaligen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann unter dem übergreifenden Titel „Kultur für alle“ entwickelt wurden. Damals wie heute ging und geht es um die integrierende Rolle von Kunst und Kultur in einer demokratischen Gesellschaft.

Wir möchten einen einfachen Zugang zur Kunst und Kultur für alle Bürgerinnen und Bürger, wir wollen Neugier und Interesse wecken.

Die integrierende Wirkung von Kunst – dazu gehören für mich auch Zuhören, Verständnis und Toleranz – soll gestärkt, der Austausch über die durch Kunst gespiegelten Lebensverhältnisse und gesellschaftlichen Entwicklungen soll gefördert werden. Außerdem möchten wir, dass sich mehr Menschen mit dem Schaffensprozess und dem Kunstbetrieb insgesamt auseinandersetzen.

Dieses Projekt, da bin ich mir sicher, wird Berlin bereichern. Es wird ein neues Interesse an Kunst wecken und einen frischen unerwarteten Blick aller Bürger auf das Thema Kunst initiieren. Gestalterische Kunst wird damit wieder „talk of the town“, rückt wieder mehr in die Optik der Menschen.

Deshalb haben das Berliner Abendblatt und die Kollegen vom Berliner Rundfunk das Projekt „Kunst für Alle“ ins Leben gerufen. Wir fühlen uns in besonderer Weise unserer Stadt und natürlich allen Berlinerinnen und Berlinern verpflichtet, unsere Kraft für die Menschen unserer Stadt einzusetzen, dies ist unsere gesellschaftliche Verantwortung als Medien.

Berliner Abendblatt: Was haben die Künstler davon, die sich an „Kunst für Alle“ beteiligen?

Harald Wahls: Die Forderung nach erkennbarer Honorierung künstlerischer Arbeit ist ein zentraler Punkt der aktuellen Diskussion, gerade zwischen Künstlerinnen und Künstlern und den einschlägigen Institutionen.

Das Berliner Abendblatt und der Berliner Rundfunk unterstützen mit diesem Projekt den Standpunkt der Künstlerschaft. Die Honorierung der bewerteten Arbeiten und der Ankauf von „Lieblingsbildern“ für die Leser und Leserinnen soll unser integrierender Beitrag für eine zukunftsorientierte und versöhnliche Gesellschaft Berlins sein.

Deshalb freuen wir uns auch besonders darüber, dass wir unseren Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa, Herrn Dr. Klaus Lederer, als Schirmherr für das Projekt „Kunst für Alle“ gewinnen konnten.

Das Interview führte Ulf Teichert.

Wir bedanken uns herzlich bei folgenden Unternehmen, die die Aktion „Kunst für Alle“ unterstützen: LOTTO Berlin, GASAG, GRG-Die Gebäudereiniger, EGRO Mediengruppe.