Im Juli soll vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen einen Palliativmediziner beginnen. (Symbolbild)
Im Juli soll vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen einen Palliativmediziner beginnen. (Symbolbild) Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin (dpa) – Ein Palliativarzt soll mindestens 15 Patienten in Berlin getötet haben. Nun kommt der bereits inhaftierte 40-Jährige vor Gericht. Am 14. Juli beginnt der Mordprozess gegen den Mediziner vor dem Landgericht Berlin, wie eine Sprecherin mitteilte. Die Ermittlungen gehen unterdessen weiter, wie die Berliner Staatsanwaltschaft bereits bei Anklageerhebung im April betont hatte. 

Die Zahl der mutmaßlichen Opfer könnte sich damit noch deutlich erhöhen. In 75 weiteren Fällen wird derzeit laut Behörde ermittelt. Vergangene Woche hatte die Staatsanwaltschaft eine weitere Exhumierung veranlasst. 

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Erneut Leiche ausgegraben zur Untersuchung

Die Leiche eines zum Todeszeitpunkt 66 Jahre alten Mannes wurde auf dem Evangelischen Kirchhof in Rudow ausgegraben und soll in der Gerichtsmedizin untersucht werden, um die genaue Todesursache festzustellen. Laut Staatsanwaltschaft sind mindestens zwei weitere Exhumierungen geplant. Weitere seien denkbar. 

Für den Prozess vor dem Landgericht sind bislang 35 Verhandlungstermine bis zum 28. Januar 2026 angesetzt. Der Beschuldigte hat sich laut Staatsanwaltschaft nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der deutsche Arzt soll die Taten im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst in Berlin begangen haben. Palliativärzte begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Die Anklage listet 15 Fälle in der Zeit vom 22. September 2021 bis zum 24. Juli 2024 auf.

Extra Ermittlungsgruppe prüft weitere Fälle 

Ohne «medizinische Indikation und ohne deren Wissen und Zustimmung» soll der Mediziner 12 Frauen und 3 Männern jeweils «ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente» verabreicht haben. Als bislang erstes und jüngstes Opfer nennt die Anklage eine 25-Jährige, als ältestes eine 94 Jahre alte Frau. Der Mann, in dem es bei der aktuellen Exhumierung geht, starb laut Staatsanwaltschaft im Juli 2022. 

Für den Fall wurde eine Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) eingerichtet. Diese hat Hunderte Unterlagen von Patienten des Mediziners ausgewertet. Dabei spielten auch Hinweise von anderen – etwa Pflegediensten – eine Rolle.