Union-Trainer Baumgart will das Positive sehen.
Union-Trainer Baumgart will das Positive sehen. Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin (dpa) – Horst Heldt hatte sich nach dem aberkannten Tor noch immer nicht beruhigt, da ordnete Steffen Baumgart die Nullnummer gegen den SC Freiburg schon als kleinen Sieg für den weiteren Saisonverlauf ein. Die Emotionen waren schwer zu fassen beim 1. FC Union nach einem spielerisch mäßigen Bundesliga-Kick im Nieselregen. 

«Wo kommen wir eigentlich hin? Ich verstehe es nicht mehr. Entweder ist es Abseits oder keins. Das ärgert mich. Das ist echt nicht mehr lustig», ereiferte sich Geschäftsführer Heldt am Sky-Mikrofon. 


Das nach minutenlangem Video-Check nicht gegebene Tor von Andrej Ilic hätte auch aus Baumgarts Sicht trotz der Abseitsstellung von Rani Khedira zählen müssen, das machte der 53-Jährige deutlich. Der Union-Coach grummelte aber auch eine durchaus überraschende Spielbewertung in seinen Bart. «Wir nehmen es mit als das, was es war. Ein Kampfspiel. Der Punkt wird uns auf lange Sicht helfen.»

Den gewonnenen Zähler allein mochte Baumgart damit kaum gemeint haben. Der lässt die Eisernen im soliden Tabellenmittelfeld verharren. Sollte es in der knappen Analyse um die spielerische Entwicklung gegangen sein, lässt das wenig optimistische Rückschlüsse zu. Union Berlin ist und bleibt ein Team, das nur als physisch kompaktes, kompromissloses Kollektiv funktioniert. 

Bayern als große Aufgabe

«Es war kein schönes Spiel zum Anschauen», sprach Rani Khedira die Wahrheit aus. Wichtiger aber: «Dass wir stabil sind, dass wir eine Einheit sind. Das ist die Basis, die steht schon mal», sagte der Routinier. Müssen sie auch, denn die nächste Aufgabe ist schwer, wenn am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) der FC Bayern München als Dauersieger kommt. 

«Jeder will der Erste sein, der ihnen Punkte abnimmt. Da kommt viel Wucht auf uns zu, aber wir haben es letztes Jahr geschafft, einen Punkt zu ergaunern. Das wollen wir jetzt wieder machen», sagte Khedira. 

Warten auf Stürmertor

Ein Zähler gegen die Bayern wäre tatsächlich ein kleines Meisterstück. Aber es sind grundlegende Statistiken, die die Defizite der Unioner aufdecken. Seit sechs Spielen hat kein Stürmer ein Tor erzielt. Gegen Freiburg waren die Verteidiger Danilho Doekhi und Leopold Querfeld die Akteure mit den meisten Torschüssen und Vorlagen. 

Das ist auch Resultat der Spielphilosophie, die auch gegen die Breisgauer auf lange Bälle basierte. Von seinem Fußball-Ansatz zu Dienstantritt zum Jahresbeginn ist Baumgart weit entfernt. Die Köpenicker Realitäten haben ihn eingeholt. Unions Glück ist, dass das eigene Publikum den rudimentären Spielstil liebt, anderswo würde es sicherlich negative Reaktionen geben. Und für Bundesliga-Mittelmaß reicht das Prinzip Rennen und Kämpfen aus. 

Die aktuelle Union-Geschichte wäre freilich eine andere gewesen, wenn Referee Sören Storks die Situation beim Treffer von Ilic anders bewertet hätte. Griff Khedira tatsächlich aktiv ins Spiel ein? 

«Man muss wahrscheinlich über die Kamera-Einstellung vom Kölner Keller sprechen. Ich habe bei der Wiederholung gesehen, dass ich den Ball nicht berühre und von der Hintertor-Kamera aus zu sehen ist, dass der Torwart freie Sicht hat. Für mich ist das eine klare Fehlentscheidung», merkte Khedira zur Aufregersituation an.